...wie es weiterging
Nach dem Kriegsende, dem 8. Mai 1945, hatte jedermann in Hamburg zunächst mit sich und seiner Familie genug zu tun, genug Sorgen und Nöte. Die Wohnungen waren zerstört, man wohnte behelfsmäßig, teils bei Verwandten und Freunden, auf engstem Raum. Zum Essen gab es wenig, auf jeden Fall häufig nicht genug. Doch fanden sich bald darauf mehr und mehr Freunde zusammen, und wie in unseren früheren Festschriften schon berichtet, war es unser Hugo Hoffmann, der die Grundlagen für ein Fortbestehen unseres Vereins nach dem Kriege schuf. Er besorgte einen Raum zum Tanzen und sammelte die Mitglieder.
Doch es dauerte gar nicht lange, bis sich wieder ein Arbeitskreis und ein offener Tanzkreis zu wöchentlichen Übungsabenden zusammenfanden. Beide Kreise standen zunächst unter der Leitung von Emmy Pulmer. In den 50er Jahren wurden dann auch die ersten größeren Veranstaltungen durchgeführt, Tanzfeste in der Sporthalle Ritterstraße und des ETV mit bis zu 1000 Teilnehmern, Weihnachtsfeiern in der Sporthalle Krausestraße.
Viele Veranstaltungen wurden besucht, und aus den verschiedensten Anlässen zeigte der Arbeitskreis unsere schönen niederdeutschen Tänze. Anfang der fünfziger Jahre begannen wir im "Ring" auch uns umzusehen, Kontakte zu anderen Gruppen aufzunehmen und auch "über den Zaun" zu gucken, d.h. Auslandskontakte zu suchen. 1951 - Rotterdam - und 1952 - Göteborg - sind dabei Marksteine, auf denen es aufzubauen galt.
Die Impulse dieser Aufbauphase gingen im Wesentlichen von unserer damaligen 1. Vorsitzenden und Tanzleiterin Emmy Pulmer aus. Über 10 Jahre hat sie all ihre Kraft in diese Volkstanzarbeit gesteckt. Daneben hat sie sich auch auf Tagungen und Studienwochen, die auf Bundesebene vom Arbeitskreis für Tanz im Bundesgebiet und der ihm angeschlossenen Fachgruppe Volkstanz durchgeführt wurden, für den Volkstanz eingesetzt und engagiert. Leider verstarb Emmy Pulmer plötzlich 1958 und hinterließ eine kaum zu schließende Lücke. Doch die Tanzleitung wurde von jüngeren Mitgliedern Übernommen und fortgeführt.
Dem "Tanzboom" der Nachkriegszeit folgte in den 60er Jahren eine gewisse Umkehr. Das Freizeit- Unterhaltungsangebot - insbesondere in den Großstädten - wurde vielfältiger und umfangreicher. Das Fernsehen breitete sich mehr und mehr aus, wurde als "Pantoffelkino" auch zum großen Konkurrenten der Filmtheater "man" ging abends, oft aus reiner Bequemlichkeit, nicht mehr aus dem Haus. Dies machte sich auch in unseren Tanzkreisen und bei unseren Veranstaltungen nachteilig bemerkbar, die Zahl der aktiven Teilnehmer wurde geringer.
Durch die Dezentralisierung der Tanzkreise - unter Auflösung des Arbeitskreises - versuchte der Vorstand dem entgegenzuwirken. Und, über die Jahre gesehen, führte dies auch letztendlich zum Erfolg! Hielt sich die Zahl der Mitglieder in den Jahren 1950 bis 1960 um durchschnittlich 135, begann sie Ende der siebziger Jahre merklich zu steigen, über 180 Mitglieder Anfang 1980, zur Zeit immerhin sind es rund 170 Mitglieder, davon 40 Kinder und Jugendliche, in sechs Tanzkreisen und dort überwiegend aktiv tätig.
Diese Tanzkreise erlangten innerhalb des "Rings" über die Jahre eine gewisse Selbständigkeit, die dazu führte, dass sie selbst die unterschiedlichsten Kontakte zu anderen Gruppen anbahnten. So verfügt damit der Verein inzwischen über langjährige enge Kontakte zu Gruppen innerhalb der gesamten Bundesrepublik Deutschland und in Berlin, aber auch in diversen Ländern wie Norwegen, Schweden, Dänemark, Ungarn und neuerdings Japan. Rückblickend können wir sagen, dass der Ring für Heimattanz, dank der Aktivität aller Mitglieder, über die Jahre Bestand hatte und zu einem der tragenden Vereine zur Erhaltung und Weiterverbreitung des Volkstanzes in unserer Zeit wurde.
Arnold Bökel