80 Jahre Ring für Heimattanz e.V.

Vortrag beim Volkstanzfest:

Hamburg In den zwanziger und dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts existierten in Hamburg viele Volkstanzkreise, die aber nicht in das Zukunftsbild des Nationalsozialismus passten, so wurden diese 1937 zusammengefasst im Ring für Heimattanz e.V., Hamburg, der dann auch als gemeinnütziger Verein in das Register eingetragen wurde. Dieser Verein wurde dann in dem Verband „Kraft durch Freude“ angesiedelt. So konnte der Volkstanz weiter gepflegt werden.

Der erste Tanzleiter im Ring war Franz Pulmer, der bis dahin den aufgelösten Neustädter Tanzkreis leitete. In immerhin drei Tanzkreisen wurde fleißig getanzt. Ab Kriegsbeginn 1939 wurde diese Arbeit ziemlich beeinträchtigt und kam 1943 durch die Luftangriffe auf Hamburg zum Erliegen.

Aber gleich nach Kriegsende begann der damalige Schriftführer Hugo Hoffmann die Mitglieder wieder zu erfassen und zu mobilisieren und er fand sogar eine heile Turnhalle, in der die Volkstanzarbeit fortgesetzt werden konnte. Bald gab es wieder zwei Tanzkreise, die unter der Leitung von Emmy Pulmer standen. Viele gemeinsame Veranstaltungen wurden organisiert, so in der Turnhalle Ritterstraße und des ETV mit bis zu 1.000 Teilnehmern.

Anfang der fünfziger Jahre wurden die ersten Auslandskontakte geknüpft, 1951 mit Rotterdam und 1952 mit Göteborg – und diese Kontakte galt es auszubauen.

Dem „Tanzboom“ der Nachkriegsjahre folgte in den 60er Jahren eine gewisse Umkehr. Das Freizeitangebot -insbesondere in den Großstädten- wurde vielfältiger und umfangreicher, das Fernsehen breitete sich in die Wohnstuben aus und „man“ ging abends aus Bequemlichkeit nicht mehr aus dem Haus. Dies machte sich auch bei unseren Veranstaltungen und in den Tanzkreisen nachteilig bemerkbar. Durch eine Dezentralisierung der einzelnen Tanzkreise und der Auflösung des Arbeitskreises versuchte der Vorstand dem entgegen zu wirken – und es gelang. Hielt sich die Zahl der Mitglieder in den 50er und 60er Jahren noch bei durchschnittlich 135, begann diese in den 70er Jahren merklich zu steigen. So hatte der Verein Ende der 80er Jahre immerhin 250 Mitglieder, darunter 70 Jugendliche und Kinder, die in 7 Tanzkreisen aktiv waren!

Diese Tanzkreise erlangten im Laufe der Zeit innerhalb des Vereins eine gewisse Selbständigkeit, die dazu führte, dass sie selbst die unterschiedlichsten Kontakte zu anderen Gruppen anbahnten. So verfügte der Verein damit über enge Kontakte innerhalb der Bundesrepublik einschließlich Berlin, aber auch in diverse Länder wie Norwegen, Schweden, Dänemark, Ungarn und Japan.

Auf unseren diversen Busreisen besuchten wir Volkstanzgruppen in diesen - 3 - europäischen Ländern. Nach Japan wurden wir viermal von der Folk-DanceFederation of Japan für jeweils eine Woche eingeladen. Die Gegenbesuche in Hamburg folgten meistens im folgenden Jahr, häufig zu unseren Tanzfesten. Und es war selbstverständlich, dass unsere Gäste in unseren Familien aufgenommen wurden. Im Jahr 1978 kam unser damaliger 2. Vorsitzender auf die Idee, wir sollten doch so ungefähr viermal im Jahr auf einem Freitag eine Volkstanz-Disco einrichten, auf der nur allgemein bekannte Volkstänze von CDs gespielt werden. Und es wurde ein großer Erfolg. Bis zu 50 Teilnehmer kamen dazu in die Brucknerstraße und tanzten gemeinsam. Nach 16 Jahren, Ende 1994, mussten wir in einen anderen Raum umziehen und dass brachte die Disco zur Einstellung mangels Beteiligung.

Anfang 1986 fanden sich in Neugraben einige Musiker zusammen, die als Volkstanzmusik Neugraben zum Tanz aufspielen wollten. Ihre Übungsstunde legten sie vor den jeweiligen Tanzabend, denn danach wollten sie selbst tanzen. Auch heute spielt sie für uns zum Tanz auf, verstärkt durch Musiker aus Berlin und Hirschhorn. In den 80er und 90er Jahren veranstalteten wir große Tanzfeste mit bis zu 1.000 Teilnehmern in der Alsterdorfer Sporthalle, zeitweilig auch als Jubiläumstanzfest, mit jeweils zwei Musikgruppen, die sich ablösten. In den folgenden Jahren schrumpfte die Zahl der Tanzkreise, teils altersbedingt, auf vier zusammen.

1997, zum 60.sten Ring-Jubiläum, hatte die Volkstanzmusik Neugraben eine CD mit Volkstänzen eingespielt, die zu der Zeit teilweise noch nicht auf Tonträgern erhältlich waren, um auch den Gruppen, die über keine eigenen Musiker verfügen, die Möglichkeit zu geben, diese Tänze zu tanzen.

In den folgenden 20 Jahren blieben große Busreisen meistens aus. In kleineren Gruppen mit Pkws reisten wir zu so manchem großen Tanzfest um mit unseren Freunden gemeinsam zu tanzen.

Arnold Bökel, Mai 2017